ASHTANGA YOGA

 

Über Ashtanga

Ashtanga Yoga ist eine Methode, um den Geist zu beruhigen und zu fokussieren. Dies war wohl zu allen Zeiten erstrebenswert, aber heutzutage ist es wohl wichtiger als je zuvor. Ohne willentliche Anstrengung neigt der menschliche Geist dazu, unstet herumzuwandern, immer auf der Suche nach Ablenkungen, an die er sich binden kann. Und in der Welt von heute gibt es immer mehr Ablenkungen, was es zunehmend schwerer macht, fokussiert zu bleiben. Ashtanga Yoga kann helfen, indem es eine Anzahl von sehr effizienten Methoden bietet, den Geist zu trainieren, dieser Versuchung zu widerstehen.

Außerdem ist Ashtanga Yoga auch eine sehr effektive Methode, den Körper zu trainieren. Wegen seiner körperlich fordernden Haltungen und dem Flow wird schnell Kraft und Ausdauer aufgebaut. Durch die verschiedenen Haltungen wird fast jeder Teil des Körpers trainiert.

Da Körper und Geist auf vielfältige Weise miteinander verbunden sind, ist die Annahme im Ashtanga Yoga, dass man nicht das eine balancieren kann, ohne auch das andere zu balancieren. Wenn man von körperlichen Schmerzen durch einen ungesunden körper geplagt wird, ist es schwierig, den Geist davon zu lösen, sich mit dem Schmerz zu beschäftigen. Wenn andererseits der Geist ständig grübelt und sich verschiedensten Ablenkungen hingibt, könnten einige der vielen Konsequenzen schlechter Schlaf oder Kopfschmerzen sein, die die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.

Ashtanga Yoga berücksichtigt sowohl den Körper als auch den Geist und zielt darauf ab, beide in einen ausgeglichenen Zustand zu bringen. Es ist eine körperlich fordernde Praxis, die auch mental fordernd sein kann. Es ist jedoch wichtig, zu betonen, dass es von jedem praktiziert werden kann, und jeder sollte von seinen Methoden profitieren können.

In jüngerer Vergangenheit wurde die Geschichte des Ashtanga Yoga hauptsächlich von zwei der wichtigsten Yogalehrer des vergangenen Jahrhunderts beeinflusst: Sri T. Krishnamacharya (1888 – 1989) und Sri K. Pattabhi Jois (1915 – 2009). Während Krichnamacharya die Grundlage dafür geschaffen hat, die Methode auszuarbeiten, wie sie heute bekannt ist, war es sein Schüler Pattabhi Jois, der die Form geschaffen hat, die heutzutage praktiziert wird. Er wird von vielen seiner Schüler ehrenvoll Guruji genannt (ein Titel des Respekts für einen spirituellen Lehrer).

Das achtgliedrige Yoga

Ashtanga Yoga ist kein neuer Yogaweg; er ist tatsächlich tief verwurzelt im achtgliedrigen Yoga, das vor ungefähr 2000 Jahren von Patanjali in den Yoga Sutren beschrieben wurde. In den Sutren beschreibt Patanjali die acht Glieder des Yoga, die notwendig sind, um den Zustand des Yoga zu realisieren, der in den Sutren als Zustand definiert wird, in dem die Fluktuationen des Geistes aufhören (Yoga citta vrtti nirodha):

  1. Yama: Verhalten gegenüber der Umwelt
  2. Niyama: Verhalten sich selbst gegenüber
  3. Asana: Körperhaltungen
  4. Pranayama: Atemkontrolle
  5. Pratyahara: Zurückziehen der Sinne
  6. Dharana: Konzentration
  7. Dhyana: Meditation
  8. Samadhi: Ein Zustand, der sogar die Meditation transzendiert

Während keines der Glieder alleine ausreicht, um den oben genannten Zustand zu erreichen, sollte nach Guruji die Asana-Praxis der Startpunkt sein, da man die anderen Glieder nicht ernsthaft studieren kann, ohne eine solide Grundlage in Asana zu haben. Deshalb hat er sich so bemüht, das System zu entwickeln, das heutzutage praktiziert wird.

Wie bietet Ashtanga Yoga also Unterstützung dabei, den Geist zu beruhigen? Es verwendet einen dreifachen Zugang, der Tristana genannt wird:

Der erste Aspekt von Tristana ist die Ujjayi -Atmung. Korrektes, kontrolliertes Atmen ist von großer Wichtigkeit im Ashtanga Yoga. Es ist nicht etwas, das man unbewusst während der Praxis macht, sondern bildet geradezu das Herz der Praxis. Es ist die Atmung, die den Rythmus der Praxis bestimmt. Die Bewegungen sollten immer der Atmung folgen; zuerst kommt die Atmung, dass die Bewegung. Daher erzeugt in gewisser Weise die Atmung erst die Praxis.

Der zweite Aspekt von Tristana sind die Drishtis, die Blickpunkte. Einen einzigen Punkt zu fokussieren hilft dabei, sich nicht durch andere Dinge ablenken zu lassen, die im Blickfeld passieren.

Der dritte Aspekt von Tristana sind die Bandhas, Energieverschlüsse im Körper, die die Energie daran hindern, ungenutzt aus dem Körper zu entweichen. Ohne die Bandhas richtig zu aktivieren, sind viele Haltungen schlichtweg unmöglich einzunehmen. Sie erzeugen Stabilität und Leichtigkeit.

Da die Sequenz der Asanas fest ist, muss man nicht darüber nachdenken, welche Haltung als nächstes einzunehmen ist. Es gibt einen natürlichen Fluss zwischen den Haltungen, die durch Vinyasa verbunden sind, und nachdem man diese Methode für einige Zeit praktiziert hat, gibt es weniger und weniger Nachdenken über die Praxis, und man wird mehr und mehr durch die Praxis absorbiert. Dann ist es soweit, dass sich der meditative Aspekt der Praxis manifestiert.

Eine andere charakteristische Eigenschaft von Ashtanga Yoga ist Vinyasa, ein Atmungs- und Bewegungssystem. Haltungen werden nicht separat und unabhängig voneinander geübt, sondern sind durch Vinyasa miteinander verbunden. Sein Zweck ist innere Reinigung. Durch Atmung und Bewegung wird das Blut erhitzt. Es wird gesagt, dass dickes Blut schmutzing ist und zu Krankheiten im Körper führt. Die Hitze, die durch die Ausführung von Vinyasa und Asana führt, reinigt das Blut und verdünnt es, so dass es frei im Körper zirkulieren kann.

Daher wird nach den meisten Haltungen ein halber Sonnengruß durchgeführt, der den Körper wieder ausrichtet und ihn für die nächste Haltung vorbereitet. Vinyasa sollte nicht als Unterbrechung der Asanas gesehen werden; es ist vielmehr anders herum: Vinyasa erzeugt den Fluss des Ashtanga Yoga, der durch die Haltungen unterbrochen wird. Wie Pattabhi Jois in seinem Buch „Yoga Mala“ geschrieben hat, ist Vinyasa wie eine Girlande (eine Mala). Der große Weise Vamana Rishi soll gesagt haben: „Oh Yogi, mache niemals Yoga ohne Vinyasa.“

Es ist jedoch von größter Wichtigkeit, zu praktizieren, ohne ein Ziel zu haben. Dies wird letztendlich nur zu Frustration führen und verhindern, dass man die Früchte der Praxis ernten kann.

Die Praxis

 


„Everybody can do yoga, except lazy people.“

– Guruji


 

Man unterscheidet zwei Arten der Praxis im Ashtanga Yoga: Mysore Style und Led Class. Die Praxis beginnt immer mit Surya Namaskara A und B (Sonnengrüße), die den Körper auf die folgenden Haltungen vorbereiten. Den Sonnengrüßen folgt die Stehende Sequenz, die aus Haltungen besteht, die im Stehen durchgeführt werden, und einer von vier Serien steigender Schwierigkeit. Die Praxis endet mit der Abschlusssequenz.

Insbesondere gibt es immer eine feste Reihenfolge von Haltungen, die durch Vinyasa verbunden werden. Haltungen sollten niemals übersprungen oder in einer anderen Reihenfolge geübt werden. Die Sequenz ist das Ergebnis einer gut zusammengestellten Sammlung von Haltungen, in der jede seinen eigenen Zweck hat.

Die Erste Serie, oder Yoga Chikitsa (was „Yoga-Therapie“ bedeutet), ist diejenige, mit der jeder Schüler startet, und zugleich die wichtigste. Es wird gesag, dass sie den Körper reinigt und ihn von allen Krankheiten befreit. Sogar nachdem man die Erste Serie beherrscht, wird man regelmäßig zu ihr zurückkommen. Die Erste Serie besteht hauptsächlich aus Vorbeugen und Haltungen, die die Hüfte öffnen.

Die Zweite Serie, Nadi Shodhana, läutert das Nervensystem, indem es die Nadis, d.h. die Energiekanäle, die den Körper durchziehen, öffnet und reinigt. Die Zweite Serie besteht hauptsächlich aus Rückbeugen.

Die Dritte und Vierte Serie sind nur für sehr fortgeschrittene Übende und erfordern normalerweise Jahre kontinuierlicher und hingebungsvoller Praxis. Es sollte jedoch betont werden, dass man niemals mit dem Ziel üben sollte, Fortschritte innerhalb der verschiedenen Serien zu machen. Der Nutzen von Ashtanga Yoga kann durch jeden erlebt werden, der praktiziert, unabhängig davon, wie weit er in den Serien fortgeschritten ist.

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